Vorwort des Redakteurs
Karl Hagemann
Das Wort vom „kugelrunden“ Jubiläum machte die Runde, als bereits Ende der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in den Generalversammlungen des Bürgerschützenvereins zu Neuenkirchen vom bevorstehenden 400-Jährigen der Schützengesellschaft die Rede war. So schrieben die Lokalzeitungen schon im Januar 1996, dass das Jahrhundertjubiläum „seine Schatten voraus“ werfe. In den Folgejahren verdichteten sich die Pläne, das Schützenfestjahr 2004 zu einem weiteren Höhepunkt der wechselvollen und ereignisreichen Vereinsgeschichte zu machen. Was trieb die Bürgerschützen zur Jahrtausendwende an, ein großes Jubelfest anzugehen: War es Stolz oder Traditionsverhaftung, die Lust an der Retrospektive? Wer sich mit der Geschichte des Bürgerschützenvereins in Neuenkirchen auseinandersetzt, soweit sie historisch fassbar ist, bemerkt sehr schnell: Die Geschichte dieser Gesellschaft, des Schützenwesens allgemein, ist zu einem erklecklichen Teil Dorf- und Gemeindegeschichte. Das relativiert den „Stolz“ auf Vergangenes zu einem guten Teil. Der Stolz weicht einer Nachdenklichkeit im Bewusstsein des Vergangenen, die dem Respekt gegenüber vielen Generationen unserer Vorfahren geschuldet ist. Der Bürgerschützenverein wurde in schwerer Zeit an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert gegründet. Weite Strecken seiner Geschichte waren immer zugleich Kriegsgeschichte, Zeiten von Gefahr, Not und Entbehrung. Trotz aller Fährnisse zwischen Krieg und Frieden, wirtschaftlichem Niedergang und Prosperität haben sich die Bürgerschützen stets wieder aufgerappelt und Lebensfreude, Gemeinschaftssinn, Optimismus, Traditionspflege und Geselligkeit obsiegen lassen.
Dieser Gedanke ist es im Tiefsten, der den Bürgerschützenverein umtreibt, seinen 400. Geburtstag glanzvoll zu begehen. Es ist das Gefühl der Dankbarkeit gegenüber unseren Ahnen, die das Staffelholz von Generation zu Generation weitergegeben haben, auf deren Schultern wir Heutigen stehen. Daraus erwachsen die Verantwortung und Verpflichtung, unser Scherflein dazu beizutragen, dass der älteste Verein in Neuenkirchen nicht nur eine Vergangenheit, sondern auch eine Zukunft hat. Nichts anderes ist letztlich mit dem Leitwort ausgesagt, dass der Jubelverein dem runden Jubiläum präambelhaft vorangestellt hat: „Tradition bewahren – Zukunft gestalten“. Vielleicht ist dies eine mögliche Interpretation des viel beschworenen „Schützengeistes“, dass die Bürgerschützen im Verstehen des Gestern im Heute zukunftsfroh das Morgen angehen. Regierungspräsident Jörg Twenhöven weist in seinem Grußwort ganz zu Recht darauf hin, dass Schützenvereine in heutiger Zeit ruhende Pole bilden, in denen „die geschichtlichen Wurzeln, in denen generationenübergreifende Gemeinschaft und Geselligkeit, in denen Identität und damit letztlich Heimat erlebbar werden“. Das 400-jährige Jubiläum kann mithelfen, neue Begeisterung zu wecken, frische Kräfte zu aktivieren und Kreativität für die Zukunft zu gewinnen. Johann Wolfgang von Goethe schrieb treffend in seinen „Maximen und Reflexionen“: „Das Beste, das wir von der Geschichte haben, ist der Enthusiasmus, den sie erregt.“
Enthusiasmus, Begeisterung, Freude, Interesse, Bürgersinn, Engagement, Gemeinschaftsgefühl: Damit Werte wie diese auch in Zukunft Bestand haben, legt der Bürgerschützenverein seinen Mitgliedern, darüber hinaus aber auch einer interessierten Öffentlichkeit, dieses Buch zum 400-jährigen Bestehen vor. Zahlreiche Autoren in- und außerhalb des Vereins haben an seiner Entstehung mitgewirkt. Die Publikation soll multifunktional angelegt sein: als Geschichts- und Geschichtenbuch, als Nachschlagewerk, als erzählfreudiger Band zum „Schmökern“, der noch zur Hand genommen werden möge, wenn aus der jubilierenden Schützencorona von 2004 niemand mehr unter den Lebenden weilt. Der Redakteur des Festbuches bedankt sich für das Vertrauen, das der Bürgerschützenverein ihm geschenkt hat, seit er in der Generalversammlung im Januar 1999 sein Konzept vorlegen konnte. Mit seiner 1979 verfassten Schrift anlässlich des 375-jährigen Jubiläums, aber auch mit der 1954 verfassten Broschüre zum 350-jährigen Bestehen waren schon wesentliche Voraussetzungen für die weitere Aufarbeitung der Vereinsgeschichte grundgelegt. Erweiterte und vertiefende Aspekte der Dorf- und Vereinsgeschichte sind hinzu gekommen. Dank zu sagen gilt es neben den Autoren auch den Sponsoren, ohne deren finanzielle Hilfe diese Veröffentlichung nicht das Licht der (Bücher-)Welt erblickt hätte. Der Bürgerschützenverein 1604 Neuenkirchen lebe, blühe und gedeihe: ad multos annos!
Inhaltsverzeichnis der Festschrift
400 Jahre Bürgerschützenverein Neuenkirchen
1604 – 2004: Tradition bewahren Zukunft gestalten
Herausgeber:
Bürgerschützenverein von 1604 Neuenkirchen e.V.
Geschäftsstelle: Prozessionsweg 2, 48485 Neuenkirchen
Redaktion:
Karl Hagemann, Münster / Neuenkirchen
I n h a l t
P r o l o g
Festfolge des Jubiläums vom 28. bis 31. Mai 200
Vorwort des Redakteurs (Karl Hagemann)
Geleitwort des Präsidenten (Wolfgang Kerstiens)
Gratulation
Grußwort des Bürgermeisters von Neuenkirchen (Wolfgang Hüppe)
Grußwort der Vereinigten Schützengesellschaften (Heinz Schmittwilken)
Grußwort des Landrates des Kreises Steinfurt (Thomas Kubendorf)
Grußwort des Regierungspräsidenten von Münster (Dr. Jörg Twenhöven)
Dorfgeschichte
Geschichte der Gemeinde Neuenkirchen im Überblick (Heinrich Fischer)
Schützenvögel und Vogelschützen: Schützenwesen im Münsterland (Karl Hagemann)
Neuenkirchen im 17. Jahrhundert vor und im 30-jährigen Krieg (Eduard Evers)
Die Schützenvereine in Neuenkirchen (Bernhard Altenhülsing)
Vereinsgeschichte
Von den Anfängen bis 1800 (Karl Hagemann)
19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg (Heinrich Fischer)
1914 bis 1945 (Karl Hagemann)
Neuanfang und Aufbruch nach 1945 (Waldemar Schiltz)
Nach dem 350-jährigen Jubiläum 1954 (Waldemar Schiltz)
In den siebziger Jahren (Waldemar Schiltz)
375-jähriges Jubiläum 1979 (Wolfgang Kerstiens)
Gedicht zum 375. Jubelfest 1979 (Hans Heidrich)
Die achtziger Jahre (Hermann-Josef Beul)
Die neunziger Jahre (Hermann-Josef Beul)
Kinderschützenfeste (Eduard Evers)
„Bürger-Ausmärsche“ (Björn Merten)
Garde für die Jugend (Ludger Averberg)
Gedicht zum alljährlichen Schützenfest (Karl Hagemann)
Vorbereitung des Jubelfestes 2004 (Gregor Ruhwinkel)
Ausblick: Quo vadis, Bürgerschützenverein? (Thomas Hovekamp)
Portraits
Präsident Heinz Antons (Eduard Evers)
Präsident Robert Frieling (Hermann-Josef Beul / Eduard Evers)
General August Lammersdorf (Karl Hagemann)
Die „Hofsänger“ (Michael Kerstiens)
Ortskaiser Dr. Hans-Georg Kipp (Karl Hagemann)
Anekdoten
Aus dem Festbuch von 1954: Bürgerschützenfest-Bräuche um 1900
Spiegeleier und Spendierlaune (Franziska Hagemann)
Mit Pauken und Trompeten (Ulrich Antons)
Tulpen aus Amsterdam (Hans Arensmeyer)
Eine Toilettenbenutzungskarte (Hermann-Josef Beul)
Motti, Motten, Mottos (Karl Hagemann)
Regenten
Verzeichnis der Könige 1604 – 2003 (Karl Hagemann)
Die Reihe der Kaiser 1954 – 2000 (Karl Hagemann)
Die Vereinsführung(en) 1903 – 2004 (Karl Hagemann)
Die Königsschilde seit 1604 im Foto
Benutzte Literatur
Fotonachweis
Dank an Sponsoren